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Bishorn – zwischen Schneesturm und Sonnenglück

02.09.2025

2.500 Höhenmeter verteilt auf vier tolle Tage, Hüttenarchitektur zum Staunen, Schneesturm, Gletscher, Panorama – und am Ende ein Dorf, das mit seiner Geschichte und Bauweise wie ein lebendiges Bergmuseum wirkt.

Anstieg auf Tracuit – 1.600 Höhenmeter satt
Der Aufstieg von Zinal (1.670 m) zur Cabane de Tracuit (3.256 m) hat es in sich: 1.600 Höhenmeter am Stück, südwestseitige Ausrichtung mit Sonne, steile Passagen – und ein ständiger Blick ins Tal, das bei jedem Schritt kleiner wird. Oben angekommen: eine Hütte wie aus dem Architektur-Magazin. Modern, hell, auf Punktfundamenten direkt an der Felskante. Ein echtes Schmuckstück zwischen Himmel und Fels. Wer hier übernachtet, schläft quasi mit den Füßen im Fels und dem Kopf in den Wolken.

Schneesturm statt Gipfel – Gletscher als Trost
Der nächste Morgen: dichter Schnee, null Sicht – Gipfelversuch vertagt. Vormittag also: Lesen, Kaffee, Aussicht raten. Am Nachmittag dann doch raus aus der Hütte: ein kurzer Ausflug auf den Turtmanngletscher, bis an den Fuß des Bishorn. Keine große Aussicht, ab und an ein paar Sonnenflecken; das Gletscherknirschen unter den Steigeisen weckt Vorfreude.

Gipfeltag – vom Stirnlampenlicht ins Sonnenmeer (+900 Hm)
Frühstart mit Stirnlampen um 4:30 Uhr. Wir folgen der Spur vom Vortag bei guten Bedingungen Richtung Bishorn. Im Gipfelhang dann die Erleichterung: Aus der steilen Spur ist dank einer anderen Seilschaft eine freundliche (immer noch steiler) Zickzack-Spur geworden – danke, unbekannter Spurleger! Am Gipfel (4.151 m): strahlende Sonne und der Blick direkt aufs mächtige Weißhorn. Postkartenwetter, Gipfelfreude pur.

Zurück ins Tal – und ins Bilderbuch
Nach einem letzten Blick von der Terrasse geht’s bergab nach Zinal. Die Knie spüren jeden Höhenmeter – der Kopf freut sich über die Ankunft im historischen Ortskern: Holzstapel mit Schweizer Flagge, uralte Holzhäuser, viele davon auf Stelzen mit Steinplatten („Mäuseplatten“) als Schutz vor Nagern. Manche Gebäude sind über 300 Jahre alt und wirken, als hätte die Zeit seit dem Bau einfach Pause gemacht.

Text: Anne Marquardt; Bilder: Sebastian Kirsch, Thomas Trenc