Georg hatte also recht mit seiner Einschätzung. Also wählten wir den bekannten Rückweg – sicher, angenehm und mit dem Hochgefühl des Gipfels im Rucksack. Abends auf der Hütte: Georg erwartete uns mit nur einem Palatschinken – und Schnapsrunden, die fast so legendär waren wie die Tour selbst. Wer Georg kennt, weiß: Der Mann ist kein Hüttenwirt – der ist Bergkultur pur!
Kleine Geschichte am Rande: Der Gurgler Ferner – wenn der Gletscher ins Dorf kommt. Schon im 19. Jahrhundert war der Gurgler Ferner mehr als nur ein landschaftliches Highlight – er war gefürchtet. Damals rückte der Gletscher Jahr für Jahr talwärts und bedrohte die Almen oberhalb von Obergurgl. Eine Hütte musste sogar umgesiedelt werden, weil sie sonst schlicht vom Eis verschluckt worden wäre. Ein Zeitzeuge schrieb 1882: "Der Ferner war unruhig wie ein wildes Tier – man hörte ihn arbeiten." Heute zeugen nur noch Geröllfelder und alte Steinfundamente von dieser Zeit. Kaum zu glauben, wenn man über das blanke Gletschereis geht – doch die Spuren der Geschichte liegen im ewigen Eis verborgen.
Fazit: Eine Hochtour mit allem, was dazugehört: Eis, Steigeisen, Aussicht, Geschichte – und einem Hüttenwirt, der jedem Berg Charakter verleiht. Danke Georg – nächstes Mal vielleicht doch zwei Palatschinken?
Text: Anne Marquardt Bilder: Lena Kurz, Wencke Kohlruss, Timo Langmann, Thomas Trenc